Stolperstein

Stolperstein für
Siegfried Randerath
1905-1942

Vetschau 6.Februar 2019
Stolperstein für Siegfried Randerath in Vetschau

6.2.2019 9 Uhr vor dem großen Niersteiner Hof in Vetschau
Gedenkfeier 10.2.2019 11:00 auf dem Niersteiner Hof

Angeregt durch den aus Vetschau stammenden Pfarrer Franz-Josef Lausberg, Sohn des letzten Pächters auf dem Niersteiner Hof, läßt ein Arbeitskreis der Dorfgemein-schaft am 6.2.2019 einen Stolperstein für Siegfried Randerath durch den Künstler Gunter Demnig verlegen.

Siegfried Randerath, geb. 1905, in Baesweiler, war Melker auf dem großen Nierstein-er Hof, den seinerzeit die Familie Lausberg bewirtschaftete. Randerath wurde 1937 wegen einer nicht folgenlos gebliebenen Beziehung zu einem „Aachener Mädchen“ aus dem Kuhstall heraus verhaftet, u.a. nach Oranienburg deportiert und schließlich 1942 in Majdanek ermordet. Obwohl er zunächst „nur“ wegen „Rasseschande“ zu einer Zuchthausstrafe verurteilt worden war, kam er nicht mehr frei. Eine Odyssee durch Lager und diverse KZ führte schließlich 1942 zum Tod. Randerath hatte sich bereits 1920 ohne Druck und weit vor der sog. Machtergreifung taufen lassen, war also kein bekennender Jude mehr. Dieses Schicksal eines einfachen Mitbürgers ist ein erschütterndes Beispiel für den verblendeten Rassismus jener Zeit. Hätte Sieg-fried Randerath nicht zu seiner Beziehung gestanden und kein Eheaufgebot  bestellt, hätte er vermutlich die NS-Zeit überlebt. Das Datum seines Taufscheines, aus dem hervorging, dass er nicht seit seiner Geburt Christ war, hat ihn letztendlich das Leben gekostet. Als Konfessionsloser wäre er wahrscheinlich unbehelligt geblieben. In heu-tigen Zeiten ist die Angabe einer Konfession für eine Zivilehe nicht mehr notwendig.

Der Niersteiner Hof war der letzte Wohnsitz von Siegfried Randerath in Freiheit. Seine Briefe, die er aus der Haft an die Familie Lausberg schrieb, und die Fotos erinnern eindrucksvoll an seinen Schicksalsweg. Die Dorfgemeinschaft hat sein kurzes Leben recherchiert und das Material zusammengetragen. Sie will ihm ein ehrendes Andenken bewahren und dauerhaft an ihn erinnern. Aus diesem Grund wird der Künstler  Gunter Demnig einen „Stolperstein“ in den Gehsteig vor dem Hof einlassen. In Aachen existiert bereits ein ganze Reihe von Stolpersteinen. Der Stein von Siegfried Randerath wird jedoch der erste in der Gemeinde Laurensberg sein.

Am 10.2.2019 veranstaltet das Dorf um 11 Uhr eine Gedenkfeier für Siegfried Ran-derath. Zu einem späteren Zeitpunkt soll noch eine Gedenktafel oder eine Veröffent-lichung an ihn erinnern.

(Text des Stolpersteines:)

Hier wohnte

SIEGFRIED RANDERATH

geb. 18.4.1905 in Oidtweiler

1937 aus dem Melkstall verhaftet

und verurteilt wegen „Rassenschande“

1938-1939 Sachsenhausen

bis 1942 Lager Rhenaniastraße Stolberg

15.6.1942 deportiert nach Sobibor

15.8.1942 Majdanek

Siegfried Randerath mit einem Stier auf dem Niersteiner Hof (vor 1937, Foto: Franz-Josef Lausberg)

Westdeutscher Beobachter  21.12.1937 (Stadtarchiv Aachen)

Auszug aus: Westdeutscher Beobachter  21.12.1937 (Stadtarchiv Aachen):

 Rassenschande eines getauften Juden

„Die Aachener erste große Stafkammer verhandelte in ihrer gestrigen Sitzung gegen den am 18. April 1905 in Oidtweiler geborenen Volljuden Siegfried Randerath aus Laurensberg-Vetschau wegen Rassenschande. Der Jude, der sich im Jahre 1920 taufen ließ und zur katholischen Religion übertrat, knüpfte im Jahre 1935 mit einem arischen Aachener Mädchen ein Verhältnis an, das nicht ohne Folgen blieb. Als er die erforderlichen Schritte einleitete, um das Mädchen zu heiraten, wurde die Rassenzugehörigkeit des jungen Vaters ruchbar.

 Den Tatbestand der Rassenschande konnte der Jude vor Gericht nicht leugnen. Er will die Auffassung gehabt haben, daß die Nürnberger Gesetze für ihn keine Gültigkeit gehabt hatten, da er bereits 1920 zum Christentum übertrat.

 Ein als Sachverständiger vernommener Arzt und Psychiater sprach von Komplexen des Angeklagten und dessen erheblich herabgeminderter geistiger Fähigkeit. Er billigte ihm den Schutzparagraphen 51, Absatz 2 zu. Der Angeklagt leide von Geburt an in erheblichem Maße an einem Gehirnschaden und Epilepsie.

 Unter Würdigung aller Umstände beantragt der Staatsanwalt gegen den Angeklagten eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten.

 Das Gericht erkannte auf sieben Monate Gefängnis. Es betonte in der Urteilsbegründung besonders, daß in diesem Falle von der sonst für dieses Delikt zu erkennenden Zuchthausstrafe habe Abstand genommen werden müssen.“

Zur Verlegung des Stolpersteines durch den Künstler Gunter Demnig werden anwesend sein:

Bezirksbürgermeister Alexander Gilson (Grußwort) 

Pfarrer Franz-Josef Lausberg (Initiator des Stolpersteines)

Zur weiteren Information:

http://www.stolpersteine.eu/  (Homepage Gunter Demnig)

http://www.aachen.de/de/kultur_freizeit/kultur/geschichte/nationalsozialismus/stolpersteine.html   (Liste der Stolpersteine in Aachen)

http://www.gedenkbuchprojekt.de/html/de/index.php   (Gedenkbuchprojekt Aachen)

V.i.S.d.P Dr. Peter Johannes Droste (Vetschau)